Lippenbekenntnisse meiner Generation

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wesentlichen Pfeiler von materieller Absicherung. Diese wird auch manchmal Humankapital genannt. Der Grossteil meiner Generation erkennt die Entwicklung des verschwindenden Humankapitals nicht, entweder aus Unwissen, Unerfahrenheit oder schlicht aus Ignoranz und Dummheit.

So gut wie jeder Arbeitnehmer in meinem Alter ist Vollzeit in seinen Beruf eingespannt und muss vertraglich mindestens 40 Stunden die Woche arbeiten. In der Angst um den eigenen Arbeitsplatz werden jedoch gerne unbezahlte Überstunden und weite Einsätze von zu Hause in Kauf genommen. Auch Samstags- und Feiertagsarbeit werden akzeptiert. In diesem Eingespanntsein müssen nun auch auch die Frauen ganztags arbeiten, Kleinkinder werden deswegen in Ganztagskindergärten und Ganztagsschulen abgeschoben. Es bleibt immer weniger Zeit für die Erziehung der eigenen Kinder, da die Chefs die ständige Bereitschaft für den Job voraussetzen. So wird auch die frühkindliche Bindung zu den Eltern korrumpiert, wenn Kindererziehung an fremde Menschen abgegeben und ein Verlagern der Erziehungsverantwortlichkeiten betrieben wird. Auch ist heutzutage die Anzahl von Zweitarbeitsstellen auf ein Rekordniveau gestiegen, da vielen Arbeitnehmern das Geld durch eine schon auslaugende erste Stelle nicht ausreicht. Parallel dazu existieren immer mehr Arbeitslose, die nicht mehr in Statistiken auftauchen, weil sie schlicht und einfach durch Tricks weggerechnet werden. Die vertraglich arbeitenden Menschen malochen oft über ihre Leistungsgrenze hinaus und gehen nicht selten physisch und psychisch vor die Hunde, wenngleich die Kaufkraft immer weniger wird. Eine zunehmende Zahl von Erwerbslosen hingegen würde gerne Arbeit abnehmen und nicht nur in Abhängigkeit von Verwandtschaft und Hilfsbereiten Personen in den Tag hinein leben. Verwaltungstechnische Vorgaben und die Angst vor den Behörden werden jedoch von beiden Seiten als wichtiger eingestuft. Es wäre eigentlich so einfach Arbeit abzugeben und neu zu verteilen und ein wenig Zeit für eine Arbeitseinweisung zu investieren. Doch für letztere bleibt in einer von Überbevölkerung auf hoher Drehzahl laufenden Arbeitsmarktmaschinerie anscheinend keine Zeit mehr. Der Arbeitsmarkt sucht nur perfekte, aalglatte und wie ein fertiges Produkt ausgelieferte Arbeitnehmer, die nicht mehr angelernt werden müssen und 1:1 auf eine Stellenannonce passen.

Dies sind nur einige Beispiele aus dem Arbeitsleben. Eine weitere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist diese, dass wo früher an der Spitze von Firmen und Konzernen noch Ingenieure , Wissenschaftler oder ganz einfach Experten ihres Faches sassen, nun diese Positionen heutzutage von Kaufmännern und Bankern übernommen wurden. Das ist beispielsweise bei halbstaatlichen Konzernen wie der Deutschen Bahn der Fall, wie auch bei Krankenhäusern oder Chemiekonzernen. Es steht einzig und allein der materielle Gewinn für wenige Personen im Vordergrund, das für langfristigen Erfolg nötige Fachwissen in der Materie wird immer weniger wichtig. Meine Generation lässt sich vom Geld blenden, setzt keine Grenzen und überlässt die verantwortlichsten Postionen in den Firmen oder gar in der Gesellschaft Blendern, Kaufmännern, Psychopathen und Bankern. Ich selbst habe dies schon im Bereich des erweiterten Gesundheitswesens miterleben können, dass Banker, Betriebswirtschaftler und Kaufmänner die Spitzenpositionen von Krankenhäusern oder Medizintechnikfirmen übernommen haben und wissentlich den eigenen kurzfristigen materiellen Gewinn über das Patientenwohl stellen. Egozentrische Gewinnmaximierungen durchziehen heute alle Firmen, ob sie nun gemeine Konsumgüter oder lebensnotwendige Pharmazeutika oder Schmerzmittel herstellen. Der Jahresabschluss einer Firma ist für die Vorstände im Endeffekt wichtiger, als Menschen langfristig von einer Krankheit oder von Schmerz zu befreien.

Für meine Generation werden ungleich der früheren Äusserlichkeiten immer vorrangiger, was auf die Anonymität der Überbevölkerung zurückzuführen ist.

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