14 Lebensfragen für Naturschützer an das eigene Ich
Nachfolgend sind vierzehn Fragen, die als eine Checkliste für einen jeden Naturschützer dienen können. Zu jeder Fragestellung wird von mir eine zu präferierende Antwort dargeboten, die nur meiner persönlichen Meinung entspricht, weswegen die Lösungsansätze zuallererst für mich selbst gelten. Die Antworten sollen für den Leser also nicht als Dogmen, Verhaltensverbote oder Vorschriften betrachtet werden. Denn wie der Mensch in Einklang mit der Natur lebt, kann sich in unterschiedlichster Art und Weise äussern. Eben genauso wie unterschiedlich die Persönlichkeiten der Erdenmenschen sind. Denn vielleicht wollen manche Menschen auch gar nichts mit Flora und Fauna zu tun haben und stets in einer rein technisierten Grossstadt mit allerlei technischer Automation leben, da dies ihrer individuellen Lebensplanung mehr entspricht. So unterschiedlich die Persönlichkeiten der Erdenmenschen sind, so können meine 14 Antworten also keinem übergestülpt werden. Deshalb soll die individuelle Freiheit, die Entfaltung persönlicher Interessen und die Entwicklung des eigenen Individuums von meinen Lebensantworten nicht unterdrückt werden, das Bewusstsein einer um die Erdennatur besorgten Persönlichkeit mag vielmehr mit neuen Ideen angeregt werden. Dies ungleich zu politischen Wahlprogrammen oder behördlichen Paragraphen, die mit Zwang arbeiten und nicht auf Freiwilligkeit beruhen, darüber hinaus ein schlechtes Gewissen einreden und die individuelle Freiheit gegen Null massregeln. Durch Verbote und Zwang würde aber keine Veränderung in Richtung eines Lebens in Einklang mit der Natur stattfinden.
1. Sehe ich mich als Teil der Schöpfung von Flora, Fauna und allen Lebens oder sehe ich mich als Krönung der Schöpfung?
Antwort: Egal wie das florische, faunische oder fungische Leben geartet ist, es kreucht oder fleucht, meine Gedanken sollten der Realität entsprechen, dass alles irdische Leben im selben Boot sitzt. Alle Arten, mich eingeschlossen, existieren aufgrund einer miteinander eingegangenen Symbiose, weswegen ich versuche, das natürlich ausgeglichenen Ökosystem so wenig wie möglich zu stören und es in natürlicher Harmonie zu belassen. Ein Töten von florischem oder faunischem Leben ohne Ausartung ist für mich berechtigt, wenn damit mein Überleben gesichert wird. Dies entspricht der natürlichen Ordnung. Es ist aber falsch, mich als Krönung der Schöpfung zu sehen und nach dem Prinzip vorzugehen, mir die Erde untertan zu machen. Mir die Erde untertan zu machen, hiesse folglich, das Boot, in dem ich und alles Leben sitzt, zu versenken.
2. Ist mein Einsatz für Umweltschutz altruistisch oder bezwecke ich egoistische, politische, ideologische, finanzielle oder karrierebezogene Ziele?
Antwort Mein Einsatz für die Natur darf durch Naturschutzorganisationen organisiert, strukturiert und gebündelt werden. Dabei versuche ich Organisationen zu vermeiden, die sich nur vordergründig dem Naturschutz verschreiben, aber in Wirklichkeit auch politisch, ideologisch oder religiös ausserhalb des Naturschutzes tätig sind. Denn dadurch wird die Energie meines Einsatzes nicht dem Naturschutz, der Flora und Fauna zu Gute kommen, sondern persönlichen und machtgeschwängerten Interessen.
Auch vermeide ich, innerhalb einer Naturschutzorganisation politisch oder ideologisch tätig zu werden. Denn mein Einsatz innerhalb einer Naturschutzorganisation stellt die Bewahrung von Mensch, Pflanzen und Tieren in den Mittelpunkt und nicht die persönlichen Interessen, die durch Politik und Ideologien umgesetzt werden.
Mein Einsatz für den Naturschutz ist uneigennützig und soll mich nicht finanziell bereichern oder mir eine politische, akademische oder unternehmerische Karriere ermöglichen.
3. Bin ich ein Blender, der nach aussen hin eine grüne Fassade aufbaut?
Antwort: Nach aussen hin vermeide ich, mich als ökologisch zu verkaufen, sondern lebe einfach nach ökologischen Prinzipien ohne grosses Aufhebens. Sollte ich privat einen übermässigen ökologischen Fussabdruck haben, wie z.B. durch regelmässige weite Reisen mit dem Flugzeug, dann unterlasse ich es, mit dem Finger auf andere zu zeigen und diese belehren zu wollen. Schliesslich muss ich zuerst meine eigenen Fehler beheben, bevor ich das Recht habe, andere zu tadeln. Nach dem Prinzip: Was sehe ich den Splitter in meines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nehme ich nicht wahr?
4. Verurteile ich Meinungen und Lebensweisen von Klimawandelleugnern oder Fleischessern?
Antwort: Auch wenn der Klimawandel von einem Mitmenschen geleugnet wird, hat der Leugner ein Recht auf eine eigene Meinung, weswegen ich ihn nicht verurteile. Der Leugner ist dabei wahrscheinlich nur in einer Phase des Lernens und Begreifens. Der Lernprozess wird spätestens mit Erfahren der verschiedenartigsten und katastrophalen Auswirkungen am eigenen Leib erfolgen.
Anderen eine vegane Lebensweise aufzuzwingen liegt mir fern. Denn Zwang führt nur zu Gegenzwang und Ablehnung.
5. Habe ich einen konkreten oder praktischen Bezug zur Land- und Forstwirtschaft?
Antwort: Sollte ich in der Grossstadt aufgewachsen sein und noch nie hautnah mit der Land- und Forstwirtschaft in Berührung gekommen sein, so versuche ich dies zu ändern. Eine Brücke zum Landleben kann durch praktische Mithilfe in der Landwirtschaft geschlagen werden. Mein Verständnis für Ökologie und Naturschutz würde dadurch erweitert werden. Firmen und Büros der Grossstädte haben in den Coronavirus-Pandemie-Spitzenzeiten meist geschlossen. Währenddessen kann ich stunden- und tagesweise z.B. mit Mini-, Midi- oder Saisaonarbeiterverträgen bei beispielsweise Biobauern aushelfen. Eine Mitarbeit würde mir auch einen Ausgleich zu den geschlossenen Fitnessstudios geben, wenngleich nicht jede Arbeit körperlich anstrengend sein muss oder gleich ohne Sicherheitsunterweisung begonnen werden kann.
Schliesslich müssen auch Landwirte zeitweise in die Städte. Sie absolvieren dort Fort- und Ausbildungen oder gar landwirtschaftliche Studiengange. Damit sie ihren Betrieb mit theoretischem Fachwissen erfolgreich führen können.
6. Bin ich bemüht, mich im Bereich der Biologie, Ökologie und Artenbestimmung fortzubilden?
Antwort: Habe ich keinen praktischen Bezug zur praktischen Naturkunde, zur Land- und Forstwirtschaft, so versuche ich mich durch Fachbücher oder das Internetz fortzubilden. Exkursionen z.B. beim Bund Naturschutz oder bei der Volkshochschule nehme ich wahr, um mein theoretisches Wissen mit Praxisbezug zu festigen. Alternativ nehme ich an Pfadfinderkursen oder ähnlichen Aktivitäten teil.
Natürliche Gesetzmässigkeiten der Flora und Fauna, einfachste Naturgesetze der Tier- und Pflanzenwelt, die Grosseltern ihren Enkeln noch lehrten, können so wiederentdeckt werden.
7. Kann ich mehrere Tage ohne Technik und Handy überleben? Evtl. sogar in der wilden Natur?
Antwort: Die Technikabhängigkeit der Gesellschaft ist hoch. Auch meine persönliche. Die Ausfallsicherheit moderner technischer Infrastruktur wird kaum in Frage gestellt. Sollte diese aber dennoch ausfallen, wäre das Chaos perfekt. Politiker umgehen solche Fragen.
Somit bereite ich mich zumindest bewusstseinsmässig darauf vor, wie es sein könnte, mehrere Tage ohne Handy und ohne Strom überleben zu können. Habe ich in meiner Wohnung genügend Notrationen für ein oder zwei Wochen Essen und Trinken? Müsste ich bei einem Chaos aus der Grossstadt fliehen und wie würde ich dann überleben können? Nach Möglichkeit nehme ich an praktischen Überlebenskursen («Survivalkursen») in der wilden Natur teil.
8. Halte ich meinen Körper gesund bzw. bin ich bemüht gesundheitsbewusster zu leben?
Antwort: Eine ausgewogene Ernährung ist mir ein Anliegen. Dadurch beuge ich Krankheiten vor resp. genese ich evtl. von meinen bestehenden Krankheiten. Gemüse, Obst, Milch, Käse und Brot kaufe ich, wenn möglich, im nächsten Hofladen und vermeide dadurch logistische Umwege über Lagerhallen und Supermärkte.
9. Verurteile ich Technik und die Industrie während ich gut von ihr lebe?
Antwort: Die Industrie und das Unternehmertum haben es mir ermöglicht, Computer, Handy, Fahrrad, Kleidung, Haus, Wasser und Heizung zu nutzen. Deswegen verurteile ich nicht die Industrie pauschal als böse und umweltzerstörend, sondern beurteile deren Produkte und Herstellungsverfahren nach deren Nachhaltigkeit, Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Verwertbarkeit, Recyclingfähigkeit oder biologischer Abbaubarkeit und kaufe auch nach diesen Prinzipien.
10. Halte ich Haustiere aus egoistischen Gründen?
Antwort: Bei mir lebt kein Kleintier, ein Hund oder eine Katze tierquälerisch auf beengtem Raume im Käfig oder in der Wohnung. Sollte ich dennoch ein Haustier halten, dann hat es genügend Auslauf, einen Garten und lebt unter keinen Umständen beengt oder ohne Artgenossen. Ich vermeide Haustiere zu halten, die keine sinnvolle Funktion haben wie dies sein könnte als Blindenhund, Therapiehund, Therapiepferd, Wachhund für Haus und Hof oder Hofkatze. Ansonsten die Tiere nur als Ersatz für die Liebe fehlender Mitmenschen oder als Kindesersatz dienen.
11. Befürworte ich moderne Technikentwicklung und Technikanwendung oder will ich gesamtgesellschaftlich zurück zu Pferd und Kutsche?
Antwort: Industrielle Entwicklungen, die die Effizienz, den Wirkungsgrad, die Sicherheit und die Sauberkeit steigern, behindere ich nicht. Dies auch nicht bei althergebrachten Technologien wie bei Kohlekraftwerken oder dem Automobil mit Explosionsmotor. Es liegt mir fern, ganze Industriezweige aus ideologischen Gründen abzuschalten, wenn sich diese Industriezweige umweltschutztechnisch fortentwickeln.
Modernere Möglichkeiten zur kosteneffizienteren Energieerzegung und Übertragung tue ich nicht als Fantasterei ab, sondern befürworte deren Erforschung, Akzeptanz und Umsetzung.
12. Falle ich auf sog. Public Relation (PR)-Aktionen von Politik, Unternehmen und NGOs herein?
Antwort: Mir ist bewusst, dass mit der Angst vor dem Klimawandel und mit Umweltschutzanliegen viel Geld verdient wird. Im Internet werden CO2-Ausgleichszertifikate z.B. an Privatpersonen verkauft oder es wird damit geworben, dass mit einer Suchmaschinenabfrage ein Baum gepflanzt wird. Auf solche PR-Aktionen und Grünwaschungen von Unternehmen falle ich nicht herein. Auch NGOs, die sich dem Umweltschutz verpflichten, aber ihren Vorstände Jahresgehälter von über 100.000 Euro zahlen, sind für mich tabu.
13. Bin ich selbst bemüht unnötigen materiellen Luxus aufzugeben ohne dabei mein Wohlbefinden zu schmälern?
Antwort: Ein Leben in Einklang mit der Natur zeugt in materieller Hinsicht von Verzicht auf Unnötiges. Kaufen oder «shoppen» ist für mich keine psychologischem Ersatztherapie für nicht in Harmonie gebrachte Lebensbereiche oder eine Ablenkung davon. Mein Konsumstil ist nach dem Prinzip des sog. Feng Shui geordnet, nicht nach der Lebensweise eines Messie, der durch materielle Anhäufung fehlende menschliche Liebe auszugleichen versucht. Jedes Teil, das ich kaufe, hat seine wohl auserwählte Bestimmung und seinen Platz. Aus diesem Grund schmälere ich meinen materiellen konsumbehafteten Fussabdruck ohne mich materiell eingeschränkt zu fühlen. Ganz nach dem Sprichwort: «Materiell arm ist nicht der, der wenig hat, sondern der, der viel braucht.»
14. Zeuge ich Kinder aus Egoismus trotz einer schon unwiederbringlich zerstörten Erdennatur?
Antwort: Ein Kinderzeugen wird durch mich möglichst vermieden. Als lebender Teil der Gesamtlebensform Erde fühle ich mich verpflichtet, dem Planeten nicht noch weiter durch Befeuerung der Überbevölkerung und der Bevölkerungsexplosion zu schaden.
Ein Kind verursacht in industriellen Ländern laut wissenschaftlichen Studien pro Jahr einen CO2-Aussstoss von durchschnittlich 58,6 Tonnen. Das ist mehr erzeugtes CO2 wie bei 36 transatlantischen Flügen pro Person von den Flugzeugtriebwerken in die Atmosphäre geblasen wird. In einer Phase der Überbevölkerung, welche für mich ab einer Zahl von ca. 500 Mio. Erdenmenschen gegeben ist, verhalte ich mich solidarisch mit der Erdengemeinschaft. Dies heisst, dass ich entweder gleich keine Kinder mehr in die Welt setze oder dass ich mich in eine globale Geburtenregelung einordne. Flora und Fauna des Planeten würden sich langsam über Jahrzehnte und Jahrhunderte erholen. Zukünftig geborene Kinder werden es mir, ihren Eltern und Vorfahren danken, dass sie die grassierende Überbevölkerung, die zu all den grausamen Folgen unserer Zeit führt, abgebaut haben.
31.12.2020, überarbeitet 27.4.2021, Stefan Anderl
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